Trotz europa- und weltweiten Protesten auf den Strassen und in den sozialen Netzwerken, scheint es nun Tatsache zu werden: Das Europäische Parlament hat Ende März 2019 die sogenannte Copyright-Reform beschlossen. Damit müssen grosse Plattformen wie YouTube, Dailymotion oder Twitch voraussichtlich ab 2021 „alles ihnen Mögliche tun, um Urheberrechtsverletzungen auf ihren Seiten zu verhindern“.

Für viele Jugendliche heisst das nichts anderes, als dass viele ihrer selbst gemachten YouTube-Videos, die sie mit bekannten Songs, Texten oder Bildern garnieren und damit Urheberrechte verletzen, künftig nicht mehr hochgeschaltet werden. Dies, weil Plattformen wie YouTube nur noch Videos mit Musik, Texten oder urheberrechtlich geschützten Bildern hochladen werden, für die sie vorher Lizenzgebühren bezahlt haben. Und das werden – wenn überhaupt – nur jene Werke von einigen wenigen, sehr berühmten Künstlerinnen und Künstlern sein.
Für die Jugendlichen heisst das, dass sie sich vorher informieren müssten, ob YouTube oder andere grossen Video-Plattformen die Werke einer bestimmten Künstlerin oder eines Künstlers per Lizenz pauschal bezahlt hat und sie könnten ihre Videos nur mit den Songs dieser Künstlerinnen und Künstler anreichern.
Ob die Plattformen darüber überhaupt Auskunft geben, ist heute unklar. Klar scheint jedoch, dass dieser aufwändige Zwischenschritt auf die Kreativität der Jugendlichen hinderlich wirken wird. Die Jugendarbeit ist nun damit konfrontiert, dieses neue Gesetz den Jugendlichen zu erklären.

Man sollte dabei nicht um den heissen Brei herumreden, sondern den Jugendlichen klar sagen:
Stand heute werden in spätestens zwei Jahren viele Eurer mit Kunstwerken angereicherten Videos von den grossen Plattformen nicht mehr hochgeladen werden.

Die grafische Darstellung auf Seite zwei zeigt auf, dass es verschiedene Akteure mit verschiedenen Interessen gibt. Und dass es in jedem grossen Konflikt immer Stärkere und Schwächere sowie Gewinner und Verlierer gibt. Der Gesetzgeber hat sich gegen Plattformen wie YouTube entschieden, weil diese viele Jahre lang den Künstlerinnen und Künstlern kein Geld bezahlt haben und damit das Urheberrechtsgesetz in Europa gebrochen haben. YouTube hat jahrelang mit rund 1 Milliarde Nutzern zudem sehr viel Werbegeld verdient, ohne genug Steuern dafür in Europa zu zahlen. Jugendliche haben nichts falsch gemacht, müssen nun aber bezüglich ihrer selbst gemachten Videos unter diesem Streit leiden.

Die Alternativen für Jugendliche sind bisher rar. Das Gesetz wird nicht auf Internet-Unternehmen angewandt, die jünger als drei Jahre sind, einen Jahresumsatz von weniger als zehn Millionen Euro haben und unter fünf Millionen Nutzerinnen und Nutzer im Monat haben. Diese Video-Plattformen mit massiv kleinerer Reichweite sind für Jugendliche jedoch ziemlich uninteressant, da der Reiz der Sache ja genau der ist, dass die Videos auf YouTube potentiell von sehr vielen Menschen weltweit gesehen werden können.

Foto: unsplash.com/lifesimply.rocks

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