Das Nationale Programm „Jugend und Medien“ zur Förderung von Medienkompetenzen wurde vom Bundesrat im Juni 2010 für die Jahre 2011 – 2015 beschlossen. Ziel des Programms war und ist es, gemeinsam mit den Medienbranchen einen wirksamen Jugendmedienschutz zu fördern und die verschiedenen Akteure in diesem Bereich zu vernetzen. Auf Wunsch des Bundesrates soll der im Rahmen des Programms initiierte Austausch auf nationaler Ebene fortgeführt werden.

Am Donnerstag, 01. März 2018 lud dafür das Bundesamt für Sozialversicherungen BSV und die Plattform Jugend und Medien zum zweiten „Netzwerk Medienkompetenz Schweiz“. Das Netzwerk versteht sich als Ort des Austauschs zwischen den Akteuren des Jugendschutzes und der Förderung der Medienkompetenzen. Die Teilnehmerzahl war beschränkt und offenbar mussten einige Anfragen abgelehnt werden. Sabine Scheiben (BSV) entschuldigte sich dafür gleich zu Beginn der Veranstaltung und wies darauf hin, dass im nächsten Jahr wieder eine grössere Forumsveranstaltung am 23. Mai 2019 geplant sei. Wer also in diesem Jahr nicht am Netzwerktreffen teilnehmen konnte, kann sich zumindest das Datum im nächsten Jahr schon mal vorreservieren.

Die Veranstaltung hielt das Versprechen, welches Frau Scheiben zu Beginn machte, dass die Teilnehmenden ein breites und interessantes Informationsangebot erwarte. Liliane Galley und Colette Marti vom BSV informierten zunächst über den Stand der Aktivitäten der Plattform Jugend und Medien, auf welche ich nachfolgend kurz eingehe. So wird zurzeit ein „Ko-Regulierungsgesetz Film / Videospiele“ erarbeitet, dessen Vernehmlassung im Sommer 2018 eröffnet werden soll. Das VR-Videoprojekt, welches sich 2017 mit sechs Themen und 360-Grad Videos an Eltern wandte, wurde vorgestellt. Das Projekt wird derzeit evaluiert. Ein Schwerpunkt im letzten Jahr legte das BSV auf das Thema Extremismus und Radikalisierung. Es unterstützt dafür vier Pilotprojekte und vergab ein Forschungsmandat an die ZHAW für die wissenschaftliche Begleitung der Projekte und deren Evaluation. Ziel der Evaluation wird es sein, Good practice-Empfehlungen für die Kantone, Gemeinden und Organisationen zu erarbeiten. Die Ergebnisse sollen an der Forumsveranstaltung im nächsten Jahr präsentiert werden. Ein weiteres und für Nutzende sicher ein sehr erfreuliches Unterfangen ist die Überarbeitung der Jugendundmedien Webseite. Geplant sind ein neues Design, eine neue Inhaltsstruktur, Aktualisierungen sowie neue Inhalte und separate Zugänge für Eltern und Fachpersonen/Experten. Der Relaunch der Webseite ist auf den Mai 2018 geplant.

Das Schwerpunktthema 2018 bis 2019 lautet „Sexualität und Internet“. Themen wie Cybergrooming, Sextorsion, die Aufforderung Nacktfotos oder –videos zu teilen, Sexting-Missbrauch oder das Zugänglichmachen von Pornografie an Minderjährige stehen im Fokus. Ziele der Massnahmen sind die Sensibilisierung von Eltern für sexuelle Risiken im Netz, dass sie Schutzmassnahmen kennen und wissen, wie sie bei einem Übergriff oder sexueller Gewalt reagieren können; Massnahmen sollen geschlechtsspezifische Besonderheiten berücksichtigen, die Früherkennung soll verbessert werden und Kinder sollen schnelle, professionelle und angemessene Unterstützung erhalten.

Das Programm der Veranstaltung war sehr dicht und die Themen der Referent*innen und Workshops breit gefächert. Nachfolgend liste ich die Themen der Plenarreferate und die Namen der verantwortlichen Referent*innen auf:

  • Digitale Transformation und Auswirkungen auf Kinder und Jugendliche in der Schweiz, Alexandra Molinaro, EKKJ
  • Medienkompetenz in den stationären Einrichtungen der Jugendhilfe: zwischen Theorie und Praxis, Carole Barraud-Vial (travail-social.ch), Loris Robert (Action Innocence) & Olivier Steiner (FHNW)
  • Propaganda und Gegenmassnahmen im Internet. Medienpädagogische Herausforderungen und Implikationen, Dr. Josephine B. Schmitt, Universität Köln, Projekt CONTRA
  • Resultate der MIKE – Medien Interaktion Kinder Eltern – Studie 2017, Gregor Waller ZHAW

Die Themen und Referent*innen der Workshops waren folgende:

  • Pilotprojekte gegen Radikalisierung im Netz: Erarbeitung von Gegennarrativen und alternativen Narrativen (Präsentation der vier Pilotprojekte, Fragen und Diskussion)
  • Ständige Mediennutzung von Eltern und Folgen für ihre Kinder, Fachinput Prof. Dr. Daniel Süss, ZHAW
  • Sexualität und Internet: Onlineverhalten von Kindern und Jugendlichen und die Risiken, Überblick über das Schwerpunktthema 2018 – 2019, Colette Marti, BSV
  • Apps und technische Tools im Medienalltag der Familie – Risiken und Potenzial für den Kinder- und Jugendmedienschutz, Daniele Lenzo, new media concept

Alle Handouts und Präsentationen der Veranstaltung stehen via nachfolgendem Link zum Download zur Verfügung:

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