Ab Frühling 2018 haben Jugendliche und junge Erwachsene ein halbes Jahr lang Clips für Respekt und Toleranz erarbeitet und diese anschliessend in einer Social Media Kampagne im digitalen Sozialraum von Winterthur in Umlauf gebracht. Ziel war es problematische Formen der Formen von Extremismus aufzudecken sowie eine Auseinandersetzung und einen konstruktiven Umgang damit damit anzuregen.

Inhaltsentwicklung

Winfluence beschäftigte sich mit Formen des gewaltätigen Extremismus. Es geht dabei nicht um spezifische Religionen oder Ideologien. Die Clips zeigen alltägliche Szenen, die veranschaulichen wie radikale Denkweise Gewalt auslösen und den Dialog zwischen Menschen stören oder kaputt machen. In vier Impro-Workshops haben 12 Jugendliche zwischen 14 und 16 die Themen erarbeitet und versucht Ideen zu entwickeln, wie man in solchen Situationen reagieren könnte. Die Workshops wurden geleitet von der Theaterpädagogin Dunja Tonnemacher.

Improvisations-Szenen zu alltäglichen radikalisierenden Interaktionen

Clips

Die Szenen in den Improvisationsworkshops wurden gefilmt. Aus dem Material hat die Illustratorin Sarah Gasser künstlerlisch verarbeitet. Entstanden sind fünf bewegte Comics. Sie regen zum Nachdenken an: Wie gehe ich damit um, wenn ich im Alltag mit Gewalt oder radikalem Denken konfrontiert werde? Wie kann ich den Dialog auch bei verhärteten Fronten ermöglichen? Wie können wir Influencer*innen sein, so dass alle gewinnen?

Weitere Clips sind auf der auf der Projektwebsite zu finden.

Kampagne

Die Clips wurden im Abstand von ca zwei Wochen auf Instagram, YouTube und Facebook publiziert. Als Winfluencer_innen mit anonymen Avatar-Profilen haben die Jugendlichen und Junge Erwachsene die Clips möglichst breit gestreut und versucht konstruktive Diskussionen anzuregen – auf dem eigenen Profil, in thematischen Gruppen von Andersdenkenden und über persönliche Nachrichten. Bezahlte Werbung und eine Verbreitung über Multiplikator*innen in Winterthur hat die Clips parallel dazu zusätzlich verbreitet.

Screenshot eines Avatar-Profils aus der Kampagne

Erkenntnisse

Verbreitung (Mai-September 2018, aus Werbung, Multiplikator*innen, viral):

  • Instagram: 41‘468 Views, 134 Kommentare
  • Facebook: 29‘507 Views, 53 Kommentare
  • Youtube: 109‘090 Views, 16 Kommentare

Die Jugendlichen hatten sehr motiviert an den Impro-Workshops teilgenommen und sie waren sehr zufrieden mit dem Ergebnis. Die 12 Teilnehmenden haben auch viel über Diskriminierung, Respekt und Toleranz gelernt. In den Workshop hat sich gezeigt, dass für sie Radikalisierung ein sekundäres Thema ist. Sie haben die Szenen meist eher mit Mobbing und Cybermobbing in Verbindung gebracht. In irgendeiner Form hatten da fast alle Beteiligten einen persönlichen Bezug. In ihrem persönlichen Leben fanden sie kaum Anknüpfungspunkte zu problematischen Formen der Radikalisierung.

Dank der Verbreitung durch die Jugendlichen und jungen Erwachsenen, der Multiplikator_innen und zu einem wesentlichen Teil dank der bezahlen Werbung (Budget CHF 5000.–) haben viele Jugendliche und Erwachsene die bewegten Comics angeschaut. Die Interaktionen waren meist sehr konstruktiv, deren Anzahl aber sehr bescheiden und eine virale Verbreitung der Inhalte fand nicht statt. Warum das nicht funktioniert hat konnte nicht abschliessend ermittelt werden. Mögliche Erklärungen sind:

  • Emotionale Wirkung der Motion-Comics zu wenig stark
  • Zu komplexe Inhalte für den Kontext von Social Media
  • Zu wenig Verknüpfung mit dem digitalisierten Sozialraum der Zielgruppe
  • Zu geringe Anzahl an Inhalten und ein zu komplexes Validierungsverfahren der Inhalte, so dass eine dynamische Auseinandersetzung gemeinsam mit dem Zielpublikum nicht möglich war
  • Beschränktes Interesse beim Zielpublikum Jugendliche für das Thema Radikalisierung

Auf jeden Fall schien aber das Thema Mobbing für die Jugendlichen hohe Relevanz zu haben. In diese Richtung entwickelt die Jugendinfo Winterthur das Projekt aktuell weiter.

Projektpartner

Winfluence ist ein Projekt der Jugendinfo Winterthur in Partnerschaft mit JASS, der Fachstelle Extremismus und Gewaltprävention der Stadt Winterthur und der Kinder- und Jugendbeauftragten der Stadt Winterthur Mireille Stauffer. Für die Impro-Workshops hat Winfluence mit Dunja Tonnemacher zusammengearbeitet. Die Motion-Comics hat Sarah Gasser gezeichnet.

Winfluence wurde getragen von der Stadt Winterthur. Die nationale Plattform Jugend und Medien des Bundesamts für Sozialversicherungen (BSV) hat Winfluence sowohl finanziell als auch fachlich unterstützt. Dies geschah zeitgleich mit drei anderen Projekten mit ähnlicher Zielsetzung: SwissMuslimStories, PositivIslam, KnowIslam

Externe Evaluation

Im Auftrag des BSV haben die ZHAW und die HETS Fribourg Winfluence und die anderen drei Pilotprojekte wissenschaftlich begleitet und evaluiert.

Weitere Informationen?

Für weitere Informationen und Austausch zum Thema stehen wir gerne zur Verfügung:

Jugendinfo Winterthur
Rafael Freuler
052 511 29 90
niw.ofnidneguj@leafar

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