Der Sammelband „Kinder- und Jugendarbeit 2.0“ stellt theoretische und empirische Grundlagen der Mediatisierung (der zunehmenden Ausbreitung elektronischer Medien in allen wirtschaftlichen, politischen und gesellschaftlichen Bereichen) und der Vergemeinschaftung in virtuellen sozialen Netzwerken zur Diskussion. Es werden methodische Zugänge und Konzepte einer medienbezogenen Kinder- und Jugendarbeit erörtert sowie ausgewählte Praxisbeispiele des Medieneinsatzes in der Kinder- und Jugendarbeit vorgestellt. Der Sammelband dient insbesondere für die Praxis der Kinder- und Jugendarbeit als informatives Nachschlagewerk, setzt sich mit der Thematik neue Medien und insbesondere Social Media im Kontext der Kinder- und Jugendarbeit auseinander und kann dabei helfen, eigene Medienprojekte zu planen und durchzuführen. Der Sammelband beinhaltet vier Teile.

Theorie und Empirie
Im ersten Teil beleuchtet der Sammelband theoretische und empirische Grundlagen sowie Positionsbestimmungen einer medienbezogenen Kinder- und Jugendarbeit. Frank Egle beschreibt in seinem Beitrag z.B. die aktive Medienarbeit mit Kindern und Jugendlichen als Methode für Projekte im Rahmen der Sozialen Arbeit. Er beantwortet u.a. die Frage, ob es auf individueller Ebene erweiterte Kompetenzen im Sinne einer „Medienkompetenz 2.0“ bedarf und hält dabei fest: „Medienkompetentes Handeln seitens der Jugendlichen muss durch Angebote und Projekte gefördert werden, die die Herausforderung des Web 2.0 berücksichtigen
und auf diese eingehen. …“

Methoden und Konzepte
Im zweiten Teil werden konzeptuell-methodische Zugänge zu verschiedenen Aspekten einer medienbezogenen Kinder- und Jugendarbeit diskutiert. Leila Leuenberger berichtet hier z.B. welche Bedeutung Online-Communitys für MigrantInnen haben, die sich in ihrer Identitätsarbeit mit Mehrfachzugehörigkeit und Hybridität auseinandersetzen. Matthias Müller und Michael Küng widmen sich der Onlinespielkultur und beschreiben u.a. wie eine „Ingame-Sozialarbeit“ aussehen könnte, die exzessiv Spielende aufsucht. Besonders gut gefällt mir ihr Fazit: „Es gibt eine Vielzahl von Optionen für die Soziale Arbeit, sich im Bereich der Suchtprävention und Suchtarbeit zu positionieren und neue Angebote / Formen zu kreieren. Aufgrund der technischen Fortschritte ist es für Professionelle notwendig, über aktuelle Entwicklungen informiert zu bleiben, sich auszutauschen und den Mut aufzubringen, sich neuen Herausforderungen zu stellen.“

CC by EIFL, Flickr

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Praxiszugänge
Im dritten Teil des Buches werden ausgewählte Praxisbeispiele der Implementation von neuen Medien in unterschiedlichen Kontexten der Kinder- und Jugendarbeit vorgestellt. Die Praxisdokumentationen geben hier konkrete Hinweise zu Fragen des Aufbaus und Pflege, sowie der erfahrungsbasiert erkannten Potenziale
und Risiken einer medienbezogenen Kinder- und Jugendarbeit. Manuel Fuchs zeigt z.B., wie „Facebook“ im Praxisalltag mobiler Jugendarbeit genutzt wird. Laura Einiö stellt den Einsatz von Social Media in einem niederschwelligen arbeitsmarktpolitischen Angebot zur Aktivierung von KlientInnen, aber auch für die Stabilisierung der Beziehungen zu ihnen vor.

Schlussteil
Im vierten, abschliessenden Teil des Sammelbandes vergleichen Marc Goldoni und Olivier Steiner die unterschiedlichen, handlungs- und medienspezifischen sowie konzeptuell-methodischen und theoretischen Zugänge analysierend und setzen sie entlang der Achsen „projekt-/alltagsorientiert“ bzw. „medien-/sozialarbeitsbezogen“ in Beziehung.

Fazit
Der 264 Seiten dicke Sammelband „Kinder- und Jugendarbeit 2.0“ erweist sich für mich als gelungene Selektion und aktuelle Zusammenfassung von theoretischen und praxisbezogenen Arbeiten zum Thema „Nutzung Neuer Medien in der Kinder- und Jugendarbeit“. Kinder- und Jugendarbeitende, die Inspiration für Medienarbeit in der Praxis suchen, werden hier genau so fündig, wie solche, die sich mit Chancen und Herausforderungen theoretisch zum Thema auseinander setzen wollen. Es kann in den gängigen online oder offline Buchläden bestellt werden.

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