Zum 2. Fachforum lud das BSV am 7. März ins Zentrum Paul Klee in Bern. Der Untertitel der Veranstaltung lautete „Kompetent mit den Chancen und Gefahren von digitalen Medien umgehen“
Das Fachforum vermittelte einen Überblick über die Herausforderungen des Jugendmedienschutzes: Expertinnen und Experten präsentierten aktuelle Entwicklungen, Chancen, Risiken und Trends; Erkenntnisse und Präventionsstrategien wurden in sechs Foren und sechs Workshops diskutiert.
Die Nachfrage an der Veranstaltung war gross, sie war ausverkauft. Im gefüllten Plenum sprach zur Eröffnung u.a. Prof. Dr. Uwe Hasebrink, vom Hans-Bredow-Institut für Medienforschung (UNI Hamburg). Sein Thema waren die „Entwicklungs- und Nutzungstrends im Bereich der digitalen Medien und damit verbundene Herausforderungen für den Jugendmedienschutz“ (Link zum Präsi-PDF). Herr Hasebrink stellte zunächst den Kinder- und Jugendmedienschutz als gesellschaftlichen Aushandlungsprozess (Graphik 1) dar.
Graphik 1 – Quelle: Keynote vom 7. März, Prof. Dr. Uwe Hasebrink
Vor dem Hintergrund gesellschaftlichen und medialen Wandels ergeben sich seiner Meinung nach für diesen Aushandlungsprozess neue Herausforderungen. Diese sind wiederum mit neuen Risiken verbunden. Nach einer detaillierten Auslegeordnung unterschiedlicher Risikodimensionen, thematisierte Herr Hasebrink dann die Frage: „Welche Rolle spielen Medienkompetenz und elterliche Medienerziehung bei der Verhinderung von Risiken und negativen Erfahrungen?“ Seine Ausführungen gipfelten für mich in der Aussage: „Je medienkompetenter Jugendliche sind, desto risikoreicher bewegen sie sich in den digitalen Medien, aber desto seltener sind negative Erfahrungen. Und je restriktiver Jugendliche sich bewegen, desto weniger Risiken gehen sie ein, aber desto geringer ist auch ihre Medienkompetenz.“ In den veränderten Medienumgebungen erfordert Kinder- und Jugendmedienschutz das Zusammenwirken aller Beteiligten – die Verschiebung der Verantwortung auf die jeweils Anderen ist nicht zielführend.
Der Bund teilt diese Wahrnehmung von Herrn Hasebrink und organsiert deshalb jährlich diese nationale Plattform für Vernetzung und Austausch. Und in der Tat wurde intensiv referiert über: Tipps und Vorschläge, wie ein sicherer und altersgerechter Medienalltag in der Familie, Schule, Freizeit und anderen Betreuungssituationen gestaltet werden kann und welche Strategien zur Förderung von Medienkompetenzen in den verschiedenen Settings erfolgversprechend sind.
Erfreulich war auch das Wiedersehen mit vielen bekannten Akteurinnen und Akteuren im Umfeld des Jugendmedienschutzes. Leider gelang es den Veranstaltenden meiner Meinung nach jedoch nicht, auf das Fachwissen der angereisten Fachleute einzugehen bzw. dieses anderen Anwesenden zugänglich zu machen. Die Foren sowie die Workshops waren zeitlich knapp bemessen und die Kommunikationsform war klassisch monologisch anstatt dialogisch gestaltet. Dagegen hielten neben mir einige (wenige) Gäste mit ihren Twitter-Meldungen, die gegenseitig mit dem Hashtag #fojum verfolgt wurden.
Alle Präsi aus den Foren und Workshops können über den nachfolgenden Link als PDFs (oder via Link auf der Seite auch auf SlideShare) gefunden werden
Ein Hinweis noch für alle, die am Fachforum teilgenommen haben: Wer gerne zur Veranstaltung ein Feedback geben würde, kann dies über das offizielle Evaluations-Online-Formular (Link) tun.
Hey Marcel,
merci für deinen interessanten Text. Ich hätte dazu noch einen kurzen Nachtrag. Ein Aspekt welcher an solchen Veranstaltungen leider immer mal wieder vergessen geht, ist das Miteinbeziehen von Jugendlichen und Jungerwachsenen.
Mir erscheint manchmal, dass Erwachsene gerne über Jugendliche und ihre Themen, jedoch nicht mit Jugendlichen über ihre Themen sprechen. Aus meiner Sicht hätte man unbedingt Jugendliche oder Jungerwachsene einladen/mit einbinden sollen! Mir ist durchaus bewusst, es gibt keine homogene Gruppe „Jugendlichen“ welche alle die gleichen Bedürfnisse teilen. Trotz dieser Schwierigkeit finde ich, wäre es wichtig gewesen, junge Leute an diesem Anlass partizipieren zu lassen. Beispielsweise wären die Mitglieder der Jugendsession dafür prädestiniert gewesen. Diese hatten letzten November, im Rahmen des Programms Jugend und Medien (Organisator dieser Tagung), Ideen zu „Jugendmedienschutz und Medienkompetenz“ entwickelt.
Doch auch an diesem Fachforum erschien mir die Zielgruppe ein weiters Mal mehr als „Dekoration“: Sie durften Erwachsene zur Veranstaltung interviewen und daraus eine kurze Radiosendung zusammenstellen.
Ich fand es schön zu beobachten, dass, bis auf die Einführungsrede, die „Wahrstimmen“ verklungen sind. Ich habe ausschliesslich Lösungsorientiertes herangehen an das Thema Medienkompetenz erlebt. Die „Schützer“ und „Warner“ hatten aus meiner Sicht wenig Raum. Es freut mich, dass wir an einen Punkt gekommen sind, bei dem, wenigstens die Fachwelt, zu einer konstruktiven Herangehensweise findet.
Danke fürs Schreiben und lieber Gruss …
Laurent