Vor einigen Monaten wurde die Frage nach bestehenden Konzepten für offene, aber doch sichere, WLAN’s im Jugendarbeitskontext an die Fachgruppe Neue Medien herangetragen. Ein Konzept kann ich euch hier nicht bieten. Ich kann euch aber eine mögliche technische Lösung präsentieren. In den letzten Wochen habe ich von der Firma pcp.ch netterweise ein Gerät zum Testen zur Verfügung gestellt bekommen, welches viele Probleme mit offenen WLAN’s lösen kann.

Technische Lösung

Der ZyXEL N4100 Router inkl. Bondrucker ist ein spezieller WLAN Router (Netzwerkeinstiegspunkt für Endgeräte) für Gastrobetriebe und kleine Hotels. Durch seine Spezialitäten eignet er sich auch hervorragend für den Einsatz im Jugendarbeitskontext. Ob es nun ein Jugendtreff mit 50 oder mehr BesucherInnen ist oder eine Jugendinformationsstelle die täglich mehrere Besucher haben die gerne einen Internetzugang für ihr Handy hätten, das alles verkraftet der N4100 ohne Probleme. Die Spezialität dieses Routers ist der beiliegende Bondrucker und die Software, welche auf den beiden Geräten installiert ist. Über seine Knöpfe kann der Bondrucker drei Sorten, beliebig konfigurierbare, temporäre Internetzugänge ausdrucken, welche dann an die Besucher verteilt werden können.

Ein Jugendinformationszentrum oder ein Jugendcafé könnte die Knöpfe folgendermassen programmieren.  Der erste Knopf gibt 15 min. Internetzugang für die Besucher, welche nur noch kurz die ÖV Verbindungen checken wollen bevor sie gehen. Der zweite Knopf gibt 1 h Zugang für Besucher, welche kurz etwas recherchieren. Der dritte und letzte Knopf erteilt Berechtigung für 3 h ist ist für Besucher reserviert, die eine längere Arbeit vor sich haben wie Hausaufgaben, Vorträge vorbereiten oder Facebook farmen. Die Jugendarbeitenden stehen also hinter der Theke und geben je nach Bedarf die kleinen Zettelchen mit den, durch Knopfdruck generierten, Internetzugängen heraus und müssen sich dabei keine Gedanken darüber machen ob ihr Netzwerk sicher ist oder nicht.

Problematik offenes WLAN

Bevor ich nun auf die Konfiguration des Routers eingehen, will ich kurz skizieren, warum ein offenes WLAN problematisch sein könnte für den Betreiber oder die Betreiberin. Grundsätzlich ist es so, dass ein WLAN nicht, oder nur sehr schwer, räumlich eingegrenzt werden kann. Wenn ich also in meinem Büro ein offenes WLAN habe, kann ich nicht kontrollieren, ob der Passant auf der Strassse nun gerade über meine Internetleitung surft oder schlimmer, der Hacker im Auto vor meinem Haus gerade versucht über meine Leitung das Bundesamt für Sozialversicherungen zu hacken. Über den Zugang zum Netzwerk kann natürlich auch jedes Gerät in diesem Netzwerk gehackt werden und dabei können jegliche Daten gelöscht, verändert oder kopiert und weitergegeben werden. Welche rechtlichen und sonstigen Konsequenzen damit verbunden sein können, kann sich jeder selber ausmahlen.

Die Sicherheit kann ich mit einem Passwort erhöhen, dass dürfte allen klar sein. Wenn ich nun aber das Passwort jedem Besucher meines Angebots herausgebe, dann ist das Passwort so unnütz wie eine leere Klopapierrolle. Ein solches Passwort verteilt sich schneller unter den Leuten als ihr es wechseln könnt. Aussdem ist der Aufwand, das Passwort immer wieder zu wechseln, sehr mühsam. Die Lösung für solche Probleme sind Netzwerke die zwar prinzipiell offen sind, aber mit einem verfallenden temporären Zugang geschützt sind. Diese Lösung bietet der N4100 von ZyXEL.

Konfiguration des N4100

Die Installation und Erstkonfiguration des Geräts werde ich hier nicht im Detail erklären. Die ist extrem einfach und auch in den beiliegenden Handbüchern gut beschrieben. Ich will hier kurz auf zwei Punkte in der erweiterten Konfiguration hinweisen, die ich als wichtig erachte für den reibungslosen Betrieb des Netzwerkes.

1 – Umstellung der User Session Limits: In der Konfigurationsoberfläche des Routers findet sich unter ADVANCED/SYSTEM ein Punkt der mit ‚User Session Limited‘ beschriftet ist. Der Wert ist von Fabrik aus auf ’64‘ Sessions eingestellt. Ich empfehle den Wert hier auf ‚Unlimited‘ zu stellen. Da jede Internetabfrage, jedes laufenden Programmes auf einem Computer eine Session bedeutet ist bei modernen Kommunikationsprogrammen wie Twitter Clients oder Skype das Limit von 64 schon innert wenigen Sekunden erreicht und der Computer wird vom Router gestopt. Sobald jemand mit einem Computer in einem Session limitierten Netzwerk surft und dabei mehr als 5 Programme am laufen hat, ist Frustration vorprogrammiert.

2 – Pass Through für die Mitarbeiter: Für die angestellten Jugendarbeiter wäre es relativ mühsam, wenn sie alle 3 Stunden ein neues Ticket lösen müssten um nicht aus dem Internet zu fliegen. Daher gibt es die ‚Pass Through‘ Funktion. Die findet sich unter ADVANCED/PASS THROUGH und muss zuerst mal eingeschaltet werden mit dem Knopf ganz zuoberst auf der Seite neben dem Titel. Sobald dieser auf ‚Enable‘ steht muss unbedingt zuerst der ‚Apply‘ Knopf zuunterst geklickt werden. Erst jetzt werden Einträge überhaupt vom System erfasst. Nun können über die Eingabefelder Websites und Computer eingetragen werden, die IMMER auf das Internet zugreifen können oder immer angesurft werden dürfen. Hier im Beispiel ist dies ein Computer mit einer MAC Adresse und das DOJ Medienblog natürlich. Wichtig ist dabei, dass die Einträge in der ‚Pass Through List‘ mit dem Häckchen zuvorderst auf ‚Active‘ gesetzt werden müssen, sonst sind die Einträge sinnlos.

Der Router bietet noch unzählige weitere Funktionen für Auswertungen, Kontrolle und Verrechnung. Ein Betrieb mit bezahltem Internetzugang ist natürlich auch möglich und kann wenn nötig auch über ein Kreditkartensystem erfolgen. Ich gehen jedoch davon aus, dass dies in der Jugendarbeit eher selten zum Einsatz kommt…

Fazit

Bleibt noch eins zu sagen. Kaufen kann man die beiden Geräte in einem Packet bei diversen Shops im Internet. Der ganze Spass ist mit ca. 550 CHF nicht ganz billig, ich bin aber davon überzeugt, dass sich diese Investition im professionellen Umfeld lohnt. Eure Stunden, die ihr bei Billiggeräten investieren müsst, sind ja schliesslich auch nicht gratis. Daher lohnt es sich oft, etwas mehr auszugeben und dafür Qualität zu kaufen. Mit einer Anschaffung des N4100 liegt ihr sicher nicht falsch wenn es um das Betreiben eines offenen WLAN’s geht.

An dieser Stelle nochmals danke an pcp.ch die mir das Gerät zum Testen zur Verfügung gestellt haben.

In den diversen Screenshots die nun noch folgen, könnt ihr einige wichtige Funktionen sehen wie das Anmeldefenster, einige interessante Konfigurationsoberflächen, Beispielbilder für Bons die aus dem Drucker kommen und natürlich noch einige Fotos der Geräte im Einsatz und beim Auspacken.

Falls jemand jetzt noch Fragen hat, am besten kurz einen Kommentar unter diesen Artikel schreiben damit ich weiterhelfen kann.

 

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