Die JAMES-Studie von 2022 zeigt klar auf: Immer mehr Jugendliche bewegen sich immer länger auf TikTok. Ein ähnliches Bild legt auch eine aktuell nicht repräsentative Jugendbefragung in den Jugendzentren von JuAr Basel dar. Weshalb also sollten wir Fachpersonen nicht auch dabei sein? – Ein Plädoyer für mehr TikTok in der OKJA.

Letzten Samstagabend verzeichneten wir so viele Besuche im Jugendzentrum, wie noch nie – Rekord! Es ist bekannt, dass Samstag abends auch Jugendliche aus anderen Quartieren zu uns stossen. Dass Jugendliche ausserkantonal mit 15-20km Entfernung zum Wohnort uns aufsuchen war eine Überraschung. Das Jugendzentrum Kleinhüningen wurde erst vor knapp zwei Jahren eröffnet und ist noch im Aufbau. Auf Anfrage gaben einige Jugendliche an, das «Jugi» über die online Präsenz auf der Plattform TikTok kennengelernt zu haben.

Das zeigt eindrücklich auf, wie Jugendliche heute digital vernetzt sind. Sie chatten, swipen, hören, tippen oder verschicken Sprachnachrichten. Der technologische Fortschritt verbindet und verkürzt die Wege zu anderen Menschen – scheinbar auch zum Jugendzentrum Kleinhüningen.

Gleichwohl fördert der technologische Fortschritt die Blüten von digitalen Gefahren. An erster Stelle bekannt als Phänomen ist Cybermobbing, welches in Schulen und Elternhäuser wohl eingehend thematisiert wird und auch bei den Jugendlichen eine gewisse Sensibilisierung vorherrscht. Doch was ist mit anderen, neueren Gefahren?

Der russische Angriffskrieg gegen die Ukraine ist ein aktuelles Beispiel dafür, wie schnell Informationen ungefiltert über TikTok an die Jugendlichen herangetragen werden können. Bombenangriffe, zerstörte Häuser und Bilder von verstörten Menschen. Quellen und Bildmaterial sind nur schwer zu überprüfen. Viele Nutzer*innen sind auch anonym auf TikTok unterwegs, was eine Überprüfung erschwert.

Fachpersonen der OKJA sind prädestiniert für partizipative medienarbeit

An wen wenden sich Jugendliche, wenn sie Fragen dazu haben? In der Schule gibt es meist keine Zeit, sich mit politisch aktuellen Themen eingehend zu befassen, schon gar nicht mit Inhalten aus TikTok. Eltern sind oft nicht vertraut genug mit den neuen Medien, so dass sie für die Jugendlichen diesbezüglich nicht die erste Ansprechperson sind. Bleiben also noch die Jugendarbeitenden der offenen Kinder- und Jugendarbeit.

Das geht jedoch nur, wenn die Professionellen der offenen Kinder- und Jugendarbeit bereit sind, sich in eine neue – für sie entfernte – Lebensrealität zu begeben. Gewiss, das ist einerseits eine Frage der Einstellung. Andererseits braucht es dafür organisationale Strukturen und Ressourcen, um sich digitale Kompetenzen anzueignen. Doch der Ertrag, wenn Jugendliche besser in der digitalen Welt begleitet und beraten werden können ist immens. Daher plädiere ich für einen Ausbau der online Präsenz in der OKJA!

Wenn sich unter Jugendlichen herumspricht, «dass die im Jugi Ahnung haben», dann kann es gelingen, das bereits bestehende Vertrauensverhältnis und die digitalen Kompetenzen der Jugendarbeitenden zu nutzen, um Beratung und Begleitung auch im digitalen Raum zu ermöglichen.

Auch wir bei JuAr Basel werden aufgrund der eigenen Jugendbefragung über die Bücher gehen und unsere Rolle und Präsenz in der digitalen Welt weiterentwickeln. Nicht zuletzt ist es ein expliziter Wunsch von Jugendlichen: «Seid präsent auf TikTok!».

Quelle: JAMES-Studie 2022, ZHAW

Foto: Jugendzentrum Kleinhüningen

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