Die Kompetenz zur medialen Vernetzung und Informationssuche ist eine entscheidende Fähigkeit für die Teilhabe an der digitalisierten Gesellschaft. Smartphones und Tablets sind auch für Senior*innen dafür sehr gut geeignet. Oft brauchen sie jedoch für einen frustfreien Einsatz und das Abbauen von Berührungsängsten Unterstützung beim Lösen von kleineren technischen Problemen. Kommerzielle IT-Support-Anbieter sind dafür oft zu teuer, unpersönlich und zu wenig geduldig.

Für viele Jugendliche ist es ein Kinderspiel die technischen Probleme zu lösen. Zudem freuen sie sich über Möglichkeiten ihre Expertise einzubringen, sie suchen Erfahrungen und Referenzen für den Berufseinstieg und möchten ihr Sackgeld aufzubessern.

Für Gemeinden in der Schweiz ist zudem der konstruktive Dialog zwischen den Generationen in einer funktional differenzierten Gesellschaft im demographischen Wandel eine wachsende Herausforderung. Niederschwellige Massnahmen zur Förderung des sozialen Zusammenhalts auf lokaler Ebene sind gesucht.

Die Offene Jugendarbeit ist ideal positioniert, um die oben genannten Bedürfnisse der Senior*innen, der Jugendlichen und der Gesellschaft zusammenzubringen. Daher organisieren Jugendarbeitende in der Schweiz seit einigen Jahren auf ganz unterschiedliche Weise Formate, bei denen die jüngere Generation der Älteren zeigt, wie sie ihr Smartphone, Tablet oder Computer einsetzen können. Beide Seiten profitieren. Die Senior*innen erweitern ihr Wissen und können stressfreier an der digitalen Gesellschaft teilnehmen. Die Jugendlichen eignen sich didaktisches Wissen an und machen ihr technisches Wissen für andere zugänglich. Ein Generationendialog entsteht – oftmals über den blossen Wissenstransfer hinaus.

Praxisbeispiele

Es gibt verschiedene Ansätze diese Dialoge herzustellen. Im Folgenden exemplarisch einige Beispiele aus der Praxis:

  • Tablet Heroes: In einer vierteiligen Kursreihe vermitteln die jungen Erwachsenen der älteren Generation, wie ein Tablet funktioniert und welche Apps den Alltag erleichtern oder einfach auch Spass machen. Die jungen Kursleiter werden vorab in einem eintägigen Training zusätzlich geschult. Danach bilden sie im Rahmen des Projekts jeweils zwei Senioren/Seniorinnen aus. Tablet Heroes ist ein gemeinsames Projekt von Infoklick und Samsung.
  • Compisternli: Das Team von Compisternli bereitet Jugendliche professionell auf das Coaching von Seniorinnen und Senioren vor und begleitet anschliessend die Organisation und Durchführung von Kursen in Schulklassen. Die Workshopexperten von Compisternli können auf Wunsch auch für die offene Jugendarbeit gebucht werden.
  • Checkpoint Bern: Im Generationenhaus beim Bahnhof Bern im Checkpoint können Senior*innen halbstündige Beratungs-Sessions zu Smartphone, Tablets oder Laptop mit Jugendlichen buchen. Ganz enstprechend der Bedürfnnisse der Senior*innen lösen die Jugendlichen schnell und einfach die wichtigsten Probleme und beantworten Fragen.
  • Jugendinfo Winterthur: In dem zweistündigen Workshop erarbeiten die Jugendlichen gemeinsam mit Senior*innen, wie generationen-IT-Support zielgruppengerecht geleistet werden kann. Ein Senior von Senioren für Senioren führt zu Beginn in die „10 Gebote“ des IT-Supports für Senior*innen (Pdf) ein. Jugendliche und Senioren arbeiten in Tandems. Wie bei der Beratung im Generationenhaus in Bern bearbeiten sie konkrete IT-Probleme der Senior*innen. Die Jugendlichen erhalten als Kursleitende ein kleines Sackgeld. Über die Sackgeldjob-Börse der Jugendinfo können sich die Tandems später bilateral so oft wie nötig wieder treffen. Die Senior*innen verfügen nach dem Workshop über einen persönlichen IT-Supporter und die Jugendlichen über einen längerfristigen Sackgeldjob.
  • In Thalwil bieten Jugendliche für Senior*innen einen Helpdesk an. Schnell und unkompliziert finden Senior*innen so Unterstützun. Die Jugendarbeit und die Informationsstelle Wohnen im Alter und Pflege organisieren den Helpdesk gemeinsam.

IT-Kurs 31.8.16 der Jugendinfo Winterthur

IT-Kurs selber organisieren

In anderen kleineren und grösseren Gemeinden betreibt die Offene Jugendarbeit ähnliche Formate. Grundsätzlich kann jeder Jugendtreff sehr niederschwellig selber diesen intergenerationellen Austausch herstellen. Über das persönliche Netzwerk finden die Jugendarbeitenden leicht Jugendliche. Interessierte Senior*innen gibt es fast überall. Für die Jugendarbeit kann es eine Herausforderung sein, diese zu erreichen. Es lohnt sich jedoch dafür etwas Zeit zu investieren. Neben den sehr wertvollen Kontakten zwischen den Generationen ist ein Senioren-IT-Kurs eine Chance zur besseren sozialräumlichen Vernetzung der Jugendarbeit.

Am einfachsten lassen sich die Kontakte zu Senior*innen über Partnerschaften mit der Altersförderung etablieren. Die idealen Partner hängen jeweils von den lokalen Strukturen ab. Denkbar sind Partnerschaften mit der lokalen Pro Senectute, Quartiervereinen, Quartiertreffs, Spitex, Alterszentren, Kirchgemeinden, Alterförderung der Gemeinde oder der Gemeindeverwaltung. Quartierzeitungen und andere lokale Medienkanäle können ebenfalls wirksame Kanäle für die Öffentlichkeitsarbeit sein und sind zusätzlich eine Chance zur Profilierung der Jugendarbeit in der Gemeinde sein. Über bezahlte Werbung auf Facebook kann die ältere lokale Bevölkerung in einer Gemeinde ebenfalls gezielt Angesprochen werden.

Erfahrungsgemäss sprechen sich solche IT-Kurse schnell rum. Nach einem initialen Aufwand für die Vernetzung reicht dann oft ein einfacher Flyer und Mundpropaganda.

Workshopablauf aus Winterthur

Dauer Was
5’ Eintreffen, Platz nehmen in einem Kreis
5’ Willkommen, Vorstellen der Workshopleitenden, Ablauf des Workshops vorstellen
5’ 10 Gebote, präsentiert durch Senior (oder Jugendarbeitende)
Vorlage siehe Anhang
10’ Vorstellungsrunde reihum, gemischt Senior_innen und Jugendliche.
Kurz Name sagen und:Senior_innen: Was möchte ich lernen?
Jugendliche: Was kann ich mit Computer, Smartphone und Tablet?
5’ Tandems Jugendliche_r/Senior_in bilden. Die Gruppen bilden sich meist am besten selbständig. Falls die Fähigkeiten und Bedürfnisse sich nicht optimal von alleine zusammenfinden, entsprechend modiereren.
30’ Arbeit im Tandem. Workshopleitung kann gegebenenfalls einzelne Tandems unterstützten oder die Arbeit mit Fotos oder Film dokumentieren.
15’ Kaffeepause, gemeinsame informelle Reflexion der Arbeit im Tandem
30’ Arbeit im Tandem 2
15’ Schlussrunde, Feedback sammeln, gemeinsames Selfie erstellen.
Admin: Geld einziehen von Seniorinnen und Senioren, Geld auszahlen an Jugendliche

 

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